Familie Abraham Gutmann

Abraham Gutmann wurde als zweites von sieben Kindern des Ehepaares Julius Gutmann und Flora, geborene Obermeier, am 23.05.1881 in Heidenheim geboren.

1904 zog Abraham Gutmann mit seiner Familie von Heidenheim nach Gunzenhausen. Hier war Abraham Handelsmann (Viehhändler), denn 1905 meldete er einen Viehhandel an.

1906 erwarb sein Vater Julius das Anwesen in der Bahnhofstraße 14.

Wir nehmen an, dass sie dort gemeinsam ihre Geschäfte betrieben. Um 1912 wurde das Haus an Abraham überschrieben. Doch er heiratete Selma Levite aus Mönchsroth erst am 23.11.1920 in Ansbach. Selma L. ist die Tochter des Kaufmanns Louis Levite und Paulina Wittelshöfer.

Das Ehepaar Gutmann hatte ein Kind:

  • Julius Gutmann * 27.08.1922 in Gunzenhausen

Da die Familie Gutmann neben dem Haus Bahnhofstraße 12 wohnte, in dem Jakob Rosenfelder lebte, der bei dem ersten Pogrom 1934 ums Leben gekommen ist, können wir davon ausgehen, dass die Gutmanns diese schrecklichen Ereignisse aus der Nähe miterlebt haben. In den  Spruchkammerakten wird Abraham Gutmann erwähnt:

Wachtmeister Busch von der Gendarmerie-Station Gunzenhausen meldete dem Gaugericht schriftlich, was sich weiter ereignet hatte:
Um 9 Uhr (abends) wurden wir von dem Handelsmann Abraham Gutmann von Gunzenhausen, Bahnhofstraße 14 angerufen, in seinem Hof werde umhergeleuchtet, es müssen dort Leute sein und er getraue sich nicht umzuschauen.

Doch offensichtlich bleibt die Familie noch einige Jahre in Gunzenhausen, denn erst am 01.09.1938 wandert sie nach New York aus.

Abraham Gutmann lebt um 1957 noch dort.

In einem Gespräch mit Frau Krauß am 04.02.2003 haben wir erfahren,
dass Abrahams Sohn Julius um 1945 als amerikanischer Soldat in Nürnberg ca. 50 km nördlich von Gunzenhausen stationiert war. Er besuchte Gunzenhausen direkt nach Kriegsende und kam dabei auch zur Familie von Frau Krauß. Ihr Vater war der Stadtkämmerer Maurer, den Julius Gutmann recht herzlich von seinem Vater aus New York grüßen sollte.

Einige Jahre später ist er noch einmal mit Frau und Sohn nach Gunzenhausen gekommen und hat sie wieder besucht.
Er war auf einer Messe, wo er Solinger Messer verkaufte, denn er hatte die Vertretung in den USA für diese Messer.

Frau Maurer, also die Mutter von Frau Krauß, hatte daraufhin noch viele Jahre einen Briefwechsel mit der Familie Gutmann in New York. Leider findet die Familie diese Briefe nicht mehr.

Im April 2007 erhielten wir eine Nachricht von Alan Gutmann, worin er uns mitteilte, dass sein Vater Julius Gutmann gerade verstorben sei.   

Folgende kurze Geschichte fügte er bei:
Mein Vater war gut in Mathematik. Eines Tages - es war im Jahr 1938 oder  1939 - sagte sein Lehrer zu einem Mitschüler: "Und wieder einmal ist der Jude in Mathe besser als du."
Am nächsten Tag erschien ein Nazifunktionär in die Klasse. Er forderte den
Lehrer auf, sich zu entschuldigen und schlug meinen Vater.