Familie David Wild

David Wild, Viehhändler und Landwirt aus Cronheim, erwirbt 1919 das Haus Waagstraße 8. Sieben Jahre später, im Jahr 1926, geht das Anwesen an seine Tochter Emmi über, die es jedoch 1930 an Karl Pfitzer und Babetta Carl veräußert.



David Wild, geb. am 26.12.1866 in Dormitz/Forchheim, war Handelsmann in Cronheim, wo er bis zu seinem Tod am 20.02.1934 lebte. Seine Eltern waren Isaak Wild, Handelsmann und Amalie Uhlfelder
David Wild war verheiratet mit Babette Kettner geb. am 02.01.1865 in Cronheim als Tochter von Salomon Kettner, Kaufmann, und Rosina Rosenstein.
Die Witwe meldet sich 1936 aus Cronheim ab.
Gemeinsame Kinder:

  • Klara, * 25. 07.1894 Cronheim, verschollen im Lager Piaski (Durchgangsghetto für den Weitertransport in die Vernichtungslager Majdanek und Belcez); für tot erklärt. Am 27.8.1919 heiratete sie in Cronheim Heinrich Fleischmann, Metzger aus Altenmuhr
  • Betty, * 06.08.1895 Cronheim, verschollen im Lager Piaski (Durchgangsghetto für den Weitertransport in die Vernichtungslager Majdanek und Belcez); für tot erklärt. Verheiratete Weimersheimer
  • Emmi, * 31.07.1896 Cronheim; lebt in Buttenwiesen, von dort aus deportiert; verschollen im Lager Piaski. Verheiratete Neuburger
  • Gertraud, * 30.3.1898 Cronheim. Verheiratete Einstein
  • Frida, * 18.12.1901 Cronheim. Verheiratete Einstein
  • Martha, * 12.06.1905. Verheiratete Feissel 1936

    Sonstiges
    David Wild war 1924 Vorstand der jüdischen Kultusgemeinde Cronheims.

Brief von David's Urenkelin Elizabeth

Juni 2009
Mein Name ist Elisabeth, ich lebe in Brasilien und bin eine Enkeltochter von Betty Wild, die 1940 von Deutschland nach Brasilien ausgereist ist.  Sie ist die Cousine von Emmi Wild, die das Haus in der Waagstraße 8 geerbt hat. David Wild war der Bruder von Isaac Wild, dem Großvater von Betty Wild.

Meine Großmutter Betty Wild hat im Jahr 1940 mit ihrem Mann Wilhelm Hahn und den beiden Töchtern Edith und Eleonore Ida Deutschland verlassen und auf einem italienischen Schiff Brasilien erreicht. Edith (meine Mutter) war damals drei Jahre alt und Eleonore Ida vier Jahre.

Meine Großmutter berichtete, dass während des Naziregimes die Polizei gewaltsam in ihr Haus eingedrungen sei. Und sie sah noch die Aufmärsche der Nationalsozialistischen Partei.

Aufgrund der Zustände damals bekam sie ihr zweites Kind schon nach sieben Monaten, so dass meine Mutter ohne Fingernägel und Haare geboren wurde, denn sie war eine Frühgeburt.

Ihr Mann Wilhelm ist festgenommen worden, meine Großmutter bezahlte, damit er von den Nazis wieder freigelassen wird.

In der Reichskristallnacht haben sie ihnen die Fenster eingeschlagen - über der Wiege meiner Mutter und meiner Tante. In dieser Nacht versteckte sich einer ihrer Cousins auf dem Dach, mit seinem Sohn im Arm.

Während der Reise nach Brasilien 1940 hielt ihr Schiff in Frankreich an und alle Männer wurden zur Fremdenlegion gebracht. Mein Großvater konnte sich mit Hilfe des Kapitäns verstecken, so dass er bei seiner Familie blieb. So kamen sie in Brasilien an ohne die Sprache zu sprechen und ohne irgendetwas zu besitzen. Wie traurig.

Die Mutter von Betty Wild war Sara Wild, die Witwe von Ferdinand Wild. Sie lebte im selben Haus mit Betty Wild. Doch sie bekam vom Roten Kreuz keine Erlaubnis zur Ausreise aus Deutschland.

So ist sie nach der Abreise meiner Großeltern nach Riga deportiert worden (1941), wo man sie im Wald von Rumbula erschoss. Sie starb nicht in Auschwitz, wie an manchen Stellen geschrieben worden ist.

Ihr Sohn Heinrich sah, wie die Nazis seine Mutter mitnahmen, doch er konnte nichts dagegen tun. Sie hatte nur einen kleinen Koffer bei sich. Sie verbrachte drei Tage und drei Nächte im Zug, bis sie am Ziel war. Lt. der Deportationsliste dieses Tages haben nur drei Menschen überlebt, die davon berichtet haben.

Sara Wild (geb. Hess) kam aus der Stadt Fulda. Eine ihrer Schwestern starb in Sobibor.

Ich sende Ihnen die Seite der Familie Hess, wo irrtümlich geschrieben steht, dass Sara in Auschwitz gestorben sei.

Ferdinand Wild, der Mann von Sara, arbeitete im Pferdehandel, den er von seinem Vater geerbt hatte. Er wurde in Dormitz geboren. Ich entdeckte das Haus seines Vaters Isaac Wild und die Synagoge, 1740 in Dormitz gebaut und 2004 abgerissen.


Das Haus stammte von den Vorfahren von Isaacs Frau Amalie, geb. Uhlfelder.
Das Haus stammte von den Vorfahren von Isaacs Frau Amalie, geb. Uhlfelder.

Das Haus stammte von den Vorfahren von Isaacs Frau Amalie, geb. Uhlfelder.

Mein Leben hier in Brasilien ist sehr einfach. Ich bin 38 Jahre alt, geschieden und habe zwei Kinder: Gabriel ist 16 Jahre und Nehama ist 7 Jahre alt. Meine Mutter Edith ist inzwischen Witwe und lebt bei uns.

Ihre Schwester Eleonore starb vor 7 Monaten. Sie hinterließ 3 Kinder und 5 Enkel.

Seit 12 Jahren arbeite ich in der Jüdischen Gemeinde von Sao Paulo, wo ich mich um koschere Lebensmittel kümmere.

Ich mag die jüdischen Traditionen, meine Kinder besuchen eine jüdische Schule.

Meine Schwester Esther Posva hat drei Kinder, eine Tochter ist mit einem Rabbi verheiratet, der für die Synagoge in Sao Paulo zuständig ist.

Über Deutschland möchte ich gerne viel erfahren. 1999 habe ich schon mal einige Stunden auf dem Flughafen in Frankfurt verbracht, als Zwischenstopp auf dem Weg nach Israel. Es war bewegend.

Ich freue mich sehr darüber, dass Sie unsere Geschichte in Ihr Projekt und in Ihre Seiten aufnehmen.