Familie Jacob Walz
Der Handelsmann und Viehhändler Jacob Walz wurde am 26.07.1859 in Gunzenhausen als eines von vier Kindern des Ehepaares Joseph Walz und Jette, geb. Neuhaus, geboren.
Sein Bruder Simon Walz wurde am 31.07.1854 in Gunzenhausen geboren. Er war von Beruf Handelsmann und Viehhändler. Simon Walz heiratete Flora, geb. Nathan, die am 02.06.1861 in Laupheim geboren worden ist. Das Ehepaar hatte vier Kinder:
Sarah | * 25.04.1884 | in Gunzenhausen |
Salomon | * 24.12.1887 | in Gunzenhausen |
Josef | * 01.01.1890 | in Gunzenhausen |
Hugo | * 11.08.1897 | in Gunzenhausen |
Simon Walz und seine Familie wohnten in der Burgstallstraße 6.
Jakob Walz heiratete am 24.05.1887 Johanna Heß, geboren am 11.08.1864 in Aufhausen bei Oettingen. Sie hatten drei Kinder:
Rosalie | * 10.06.1888 | in Gunzenhausen |
Emil | *17.07.1890 | in Gunzenhausen |
Irma | * 20.06.1901 | in Gunzenhausen |
Im Jahr 1889 erhält Jacob das väterliche Anwesen Kirchenstraße 17 um 1.800 M. 17 Jahre später, also im Jahr 1906, erwirbt er das Anwesen Burgstallstraße 14. Bis zu seinem Tod 1929 lebt er mit seiner Familie dort. Wenige Jahre später beginnt für seine Frau Johanna und die drei Kinder der Schrecken des Dritten Reiches, den nur die Tochter Rosalie überleben wird. .
Emil, der behinderte Sohn der Familie, kommt 1932 in die Heil- und Pflegeanstalt nach Ansbach, später dann in die Pflegeanstalt Gremsdorf. Am 30.06.1941 wird er von dort in die Heilanstalt Erlangen verlegt. Mit seinem Euthanasiebefehl vom Oktober 1939 verlangte Adolf Hitler die Tötung so genannten „lebensunwerten Lebens". Damit begann die erste systematische Vernichtung einer Gruppe im Dritten Reich. Verschleiert wurde die Aktion durch den von Hitler verwendeten Begriff „Gnadentod". Als „lebensunwert" galten nach seiner Definition vor allem missgebildete Kinder und an Geistes- oder Erbkrankheiten oder an Syphilis leidende Erwachsene, insbesondere wenn sie entsprechend der nationalsozialistischen Rassenkunde einer „minderwertigen Rasse" angehörten. Hitler vertrat damit einen Standpunkt, der in Menschen, die für Staat und Wirtschaft nicht nützlich sind, nur noch eine Belastung sieht. Man setzte dies mit lebensunwertem Leben gleich und organisierte dessen systematische Vernichtung.
Emil gilt als verschollen im KZ Auschwitz. Wir müssen davon ausgehen, dass er ein Opfer des Euthanasiebefehls wurde.
Nach Auskunft von Herrn Christof Eberstadt, dem Beauftragten der Jüdischen Kultusgemeinde Erlangen für die alte Jüdische Gemeinde, erfolgte am 21. Januar 1943 die Abschiebung von Emil Walz in die psychiatrische Abteilung des Jüdischen Krankenhauses Berlin, Iranische Straße 2.
Schon am 2. Februar 1943 wurde er aus der Klinik "entlassen" und zur letzten Station auf seinem Weg in die Vernichtung getrieben:
Sammellager Große Hamburger Straße 26 in Berlin
Von hier aus wurde er am 3. Februar 1943 über den Bahnhof Grunewald nach Auschwitz deportiert.
28. Osttransport
Abfahrtsdatum: 03.02.43, Deportierte: 952, Deportationsziel: Auschwitz
36. BLATT
Transportliste für 3. Februar 1942 von Berlin nach Auschwitz, Blatt 37
Transport-Nr. 708, Walz, Emil Israel, geb. 17.7.90,
ledig, Alter 52, arbeitsfähig,
Wohnung (=deportiert von) N. 65, Iranische Str. 2
Kennkartennr. ./., Kennzeichennr. 29536, Bemerkungen (E 789)
Emil WALZ wurde mit großer Wahrscheinlichkeit sofort nach Ankunft an der Rampe am 4. Februar 1943 selektiert und umgebracht.
Stolperstein vor dem ehemaligen Direktionsgebäude der Erlanger Heil- und Pflegeanstalt, Maximiliansplatz 2, verlegt 2007:
Von Elke Däubler aus Schwäbisch Hall erhielten wir nähere Information zu der Familie:
Rosalie (Sali) Walz war seit 1910 mit dem Textil-Kaufmann Jakob Würzburger aus Schwäbisch Hall verheiratet. Das Ehepaar hatte drei Kinder: Heinrich, Ilse und Hertha. Die Familie führte bis 1936 ein Textil-Geschäft in Schwäbisch Hall. Dorthin war die Mutter von Rosalie, Johanna Walz, im Sommer 1939 zu ihrer Tochter gezogen. Nachdem sie das Geschäft schließen mussten, zogen sie alle nach Stuttgart in die Gausstraße 122. Auch die Schwester Irma aus Gunzenhausen folgte ihnen. 1940 gelang es der Familie Würzburger über Kolumbien in die USA auszuwandern. Mutter und Schwester konnten nicht mit.
Deshalb kam Johanna Walz in ein jüdisches Altersheim nach Regensburg. Von dort wurde sie nach Theresienstadt deportiert wo sie am 28.01.1943 ums Leben kam. Irma Walz ist im KZ Piaski verschollen. Die Nachkommen von Rosalie und Jacob Würzburger leben heute noch in den USA. Frau Däubler hat über einige Mitglieder dieser Familie Kurzbiographien verfasst.