Samuel Rosenau

Als Stammvater der Familie Rosenau finden wir im Archiv den Hopfen- und Geldhändler David Löw Model, geb. 1778 in Gunzenhausen. Zusammen mit seiner Frau Kahla, geb. Seeberger, hatte er zwei Kinder:

Die Tochter Elka (od. Elkan), geb. im Jahr 1800, war mit Model Nathan Stettheim (geb. 1797) verheiratet. Da das Ehepaar kinderlos blieb, überschrieb sie das von ihrem Mann (gest. 1858) ererbte Haus in der Rathausstraße 8  im Jahr 1868 dem Neffen Jakob Moses Gerst, der hier eine Bank eröffnete. Siehe Bankiersfamilie . Elka Stettheim starb 1878.

Der Sohn Model David, geb. 1802 in Gunzenhausen, war verheiratet mit Jette Kreglinger. Beide siedelten um 1830 nach Obernzenn über und bekamen dort 10 Kinder. Sechs davon wanderten in der Mitte des 19. Jahrhunderts nach Amerika aus, nachdem die Familie 1850 nach Gunzenhausen zurückgekehrt war, wo sie noch im Besitz des Hauses in der Auergasse waren. Die beiden Söhne Joseph und Jacob blieben in der Stadt. Siehe unter Max Rosenau

Sohn Joseph, der Eisenwarenhändler, heiratete die neun Jahre ältere Rosa Rauh aus Friesen.
Schon 1866, also mit 23 Jahren lässt Joseph zusammen mit seiner Frau Rosa das hochherrschaftliche Haus in der Burgstallstraße 7 bauen. Hier werden ihre sieben Kinder geboren. Es sind fünf Töchter und zwei Söhne. Siehe unter Max Rosenau

Das Geschäft mit Eisenwaren muss sehr gut gegangen sein, denn nach einigen Jahren erwirbt Joseph auch das Haus Hensoltstraße 7. Dort waren vermutlich die Geschäftsräume untergebracht. Zwischen beiden Häusern besteht heute noch ein Fußweg.

Burgstall- und Hensoltstraße gegen 1950.
Burgstall- und Hensoltstraße gegen 1950. Aus "Gruß aus Gunzenhausen"
Inserat im Altmühl-Boten © Stadtarchiv Gunzenhausen

Die beiden Söhne der Familie, Max, geb. am 01.11.1869 und Samuel, geb. am 26.10.1870, melden am 13.07.1905, einen Monat nach dem Tod ihrer Mutter, in der Hensoltstraße 7 ein eigenes Gewerbe an. Sie handeln mit Eisenwaren, Zement, Pech und Schneideartikeln. Dieses Geschäft wurde zusammen mit dem Vater betrieben, der 1902 an dem Anwesen bauliche Veränderungen und die Errichtung eines Lagerhauses vorgenommen hatte. An den drei gegenüberliegenden Garagen stand damals ein Stadel, der als Lagerhaus diente. Die Familie war noch im Besitz eines weiteren Lagerhauses mit Garten. Es lag gegenüber vom Amtsgericht an der Luitpoldstraße, dem heutigen Gelände der ehemaligen Landwirtschaftsschule.

Nach dem Tod des Vaters 1917 erbt Samuel Rosenau das Eisenwarengeschäft und das Haus Hensoltstraße 7, Max übernimmt das Elternhaus in der Burgstallstraße 7.

Ehepaar Samuel und Selma Rosenau ©  Walter Reed
Ehepaar Samuel und Selma Rosenau © Walter Reed

Samuel und seine Frau Selma, geb. Nebel, aus Harburg führen das Geschäft jetzt ohne den Bruder Max. Sie haben drei Töchter

Rosa *16.06.1905 in Gunzenhausen, heiratet den Kaufmann Justin Lamm *21.01.1900 in Nürnberg. Das Ehepaar hat den Sohn Max Lamm/bzw. Lamb und emigriert nach England. Ihr Sohn Max Lamm lebte in den USA.

Toni *16.03.1907 in Gunzenhausen, heiratet den Ingenieur Alfred Levy *06.03.1903 in Nürnberg.

Ilse *21.04.1908 in Gunzenhausen, heiratet am 3. Juni 1933 den Kaufmann Adolf Rindsberg *18.11.1901 in Ühlfeld. Das Ehepaar wohnt im Haus Marktplatz 5.

Seit dem Jahr 1933 führen die jüngste Tochter Ilse und ihr Ehemann Adolf Rindsberg aus Ühlfeld das Eisenwarengeschäft mit und übernehmen das Haus Hensoltstraße 7. Am Blutigen Palmsonntag 1934 kommt der Bruder von Samuel Max Rosenau ums Leben. Kurz danach verlegt das Ehepaar Samuel und Selma seinen Wohnsitz nach Stuttgart. Wahrscheinlich hatten sie die Befürchtung, dass es auch für sie hier zu gefährlich werden könnte. Tochter Ilse bleibt mit ihrem Mann noch in der Stadt, denn die Familie sucht einen Käufer für Wohnhaus und Geschäft. Sie unternehmen allerdings ‚Forschungsreisen’ nach Palästina und in die USA, um sich eine neue Heimat zu suchen, wie uns Walter Reed mitteilte.

Doch auch das Haus in der Burgstallstraße 7 soll veräußert werden. Rechtsanwalt Amrhein erwirbt es 1935.

Georg Degenhart aus Nürnberg kauft das Anwesen in der Hensoltstraße 7 am 30. Juni 1936. Er ist gelernter Kaufmann im Eisenhandel und will sich selbständig machen.

Zu dieser Zeit durfte jedoch schon kein Geld mehr an jüdische Hausbesitzer ausbezahlt werden, es ging über in das Eigentum des Deutschen Reiches. Damit die Familie trotzdem das Geld erhielt um auswandern zu können, schickte Herr Degenhart den gesamten Kaufpreis per Postanweisung nach Stuttgart, wohin Samuel und Selma Rosenau schon am 22.9.1934 ihren Wohnsitz verlegt hatten. Die Familie erhält das Geld tatsächlich noch und kann damit auswandern.

Die Eltern emigrieren nach Palästina, wo Samuel 1940 in Tel Aviv verstirbt.

Tochter Ilse und ihr Mann Adolf Rindsberg wandern am 16. März 1937 nach New York ausDie Witwe Selma Rosenau siedelt zu einem späteren Zeitpunkt in die USA zu ihrer Tochter über.

Familientreffen der Emigranten aus der Burgstall- und Hensoltstraße in den USA. Lazarus Eisen, Adolf Rindsberg, Doris Eisen, Ilse Rindsberg, geb. Rosenau (mit Hut), Walter Reed (18 Jahre) © Walter Reed

Walter Reed, der Neffe von Adolf Rindsberg, der bis zu seinem Tod im Jahr 2015 in einem Vorort von Chicago lebte, schrieb uns dazu:

"Rosa Lamm mit ihrem Ehemann Justin Lamm sind nach England emigriert. Ihr Sohn Max Lamm nach New York City."

Walter Reed traf Selma und Ilse häufig in New York bei Familientreffen mit der Familie von Lazarus Eisen aus der Burgstallstraße 4. Er hat später die Betreuung des kinderlosen Ehepaares Ilse und Adolf Rindsberg übernommen.

Über das weitere Leben der Familie berichtete er uns:

Lazarus Eisen mit seiner Schwägerin Ilse Rindsberg, geb. Rosenau. © Walter Reed

In Brooklyn NY hat der Adolf zuerst als Ladenhelfer gearbeitet, später als Eisenwarenvertreter und dann sind sie nach Meriden, Connecticut, umgezogen. Dort haben sie ein Vertretungsgeschäft für Warenlieferungen an Eisenwarenkleinhändler im Staat Connecticut betrieben. Adolf ist im März 1987 in Meriden gestorben und Ilse am 23.09.1991. Da sie keine Kinder hatten, war ich, als Neffe, der einzige Überlebende und habe mich viel um sie in ihrem Alter und mit ihren Krankheiten gekümmert.

Herr Reed hat uns seit dem Sommer 2002 mehrmals zusammen mit seiner Frau in Gunzenhausen  besucht und konnte uns viel berichten. Walter Reed

Die Familie Degenhart ist noch heute im Besitz des Anwesens.

Doch nach dem Krieg wurden auch an sie Nachforderungen gestellt, so dass etwa die Summe des ursprünglichen Kaufpreises noch einmal bezahlt werden musste. Wie uns der Sohn von Georg Degen-hart erzählte, hatte dieser sich später noch einmal mit Überlebenden der Familie Rosenau in Nürnberg getroffen, als sie eine Europareise machten. Da er heute nicht mehr lebt, ist nicht bekannt, mit wem er sich getroffen hat. Wir nehmen an, dass es die Witwe Selma oder die Tochter Rosa gewesen sein könnten, da Samuel Rosenau zu diesem Zeitpunkt schon verstorben war und nach Auskunft von Herrn Reed seine Tante Ilse Rindsberg Deutschland nie mehr hatte sehen wollen.