Familie Benno Landau

Der Handelsmann Benno (Simcha Bunim Meir) Landau wurde am 13.07.1868 in Lodz, im damaligen Kaiserreich Russland geboren. Er war der Sohn von Kaufmann Rafael Landau und Debora, geb. Weinstock.

         Das Ehepaar Benno und Iska Landau             © Julian Landau

Am 06.01.1888 heiratete er Iska (Yiska) Zander, geboren am  17.08.1868 in Zychlin/Rußland. Sie war die Tochter  von Gaskel Zander und Perla Sbeschenscher.

Das Ehepaar hatte sechs Kinder, wovon die ersten beiden noch in Russland und die folgenden vier in Gunzenhausen geboren sind. Die beiden letzten Kinder sind an darauf folgenden Tagen geborene Zwillinge.

Der Sohn von Max Landau, Julian Landau aus Israel, hat uns 2023 freundlicherweise weitere Informationen über das Schicksal der sechs Landau Kinder zugesandt.

Die Kinder der Familie Landau:

Ester Landau *23.01.1895 in Zychlin
Esther Landau heiratete 1923 Menashe Prince aus Krumbach. Die Familie Prince besaß einen Bauernhof, der den einzigen koscheren Käse in der Gegend produzierte. Offenbar war Max einer ihrer Verkäufer und lernte so seine Frau Miriam in München kennen. Kurz vor Kriegsausbruch gelang es Max, die Familie in die USA zu holen. Sie hatten zwei Kinder, Gitta und Walter. Esther starb am 28. Mai 1962 in New York.
Rachel Landau *14.04.1904 in Zychlin; Rachel verlobte sich im November 1932 mit Markus Steinhart aus Frankfurt am Main und gab dies mit einer Anzeige im Altmühl-Boten bekannt. Aber ihr Neffe Julian Landau schrieb uns, dass sie Shmuel Nosson Groskopf geheiratet hat. 1934 lebte sie nachweislich in Lodz. Rachel war mit ihrem Mann in die Heimat ihres Vaters zurückgekehrt. Auch ihre Mutter Iska zog mit dorthin. Sie starb 1936 in Lodz und ist dort begraben.
Das dortige jüdische Ghetto gab es allerdings erst ab 1939, es diente u.a. als Zwischenstation vor der Deportation in ein Vernichtungslager. Rachel hat das Dritte Reich nicht überlebt. Sie wurde ein Opfer der Shoa.
Max (Mordechai) Landau *06.03.1906 +09.05.1993 * in Gunzenhausen + 1993 in den USA; Max heiratete am 19.08.1930 Mirjam Kraus
+ 15.01.1972
Wolf Landau *11.04.1908 in Gunzenhausen
Es ist nicht bekannt, wann Zeev (Wolf) Landau Deutschland verlassen hat. Er wanderte nach der Ermordung seines Bruders Emil nach Israel aus, nachdem er lange Zeit durch Europa gezogen war. Im Jahr 1960 heiratete er Yolanda und sie bekamen eine Tochter namens Yisca. Yolanda hatte eine Tochter und einen Sohn, Yehudit und Sholomo, aus einer früheren Ehe mit Meir Katz, der 1958 gestorben ist.
Emil Landau *23.10.1909 in Gunzenhausen
Emil (Yechezkel) Landau verließ Deutschland 1934. Er arbeitete in der Käseindustrie, bevor er nach Israel auswanderte, wo er als Lieferbote für die Berman Bakery arbeitete. Am Donnerstag, dem 26. Januar 1939, wurde er während seiner Runde von einem Araber erschossen. Er starb am Samstag, den 28. Januar 1939, im Krankenhaus an seinen Wunden. Er war verheiratet und hatte zwei Kinder, Ben-Zion und Adina.
Jakob Landau *24.10.1909 in Gunzenhausen; Emil und Jakob sind Zwillinge.
Jacob Landau verließ Deutschland, um an einer Jeschiwa in Ungarn zu studieren.
Als seine Mutter Iska am 16. Juni 1936 starb, begrub er sie in Polen, weil sie nicht in Deutschland begraben werden wollte. Anschließend wanderte er mit Hilfe seines Bruders Max in die USA aus, wo er viele Jahre lang als Verwalter der religiösen Mädchenschule „Bais Yaakov“ fungierte. Er heiratete Margret und hatte zwei Mädchen, Esther und Devorah. In New York starb er am 22. August 1985.

Im Februar 1905 wurde die Familie in Gunzenhausen ansässig und wohnte in der Sonnenstraße 17.

Dieses Haus war im Besitz des Schreinermeisters Friedrich Krauß und ging nach dessen Tod 1906 an seine Tochter Anna und deren Mann, dem Bildhauer und Steinmetz Heinrich Fuchs. In seiner Werkstatt fertigte er viele Grabsteine für den jüdischen Friedhof, da er die hebräische Schrift beherrschte und sie in Stein meiseln konnte.

Haus der Schillerstraße 7 (heute)
Haus in der Schillerstraße 7 (heute)

 

Später wohnten sie in der Schillerstraße 7.

 

 

 

 

 

Im Oktober 1909 zogen sie um in die Ansbacher Straße 2.

Die Familie Landau hatte mehrere Gewerbe angemeldet. Im Archiv ist aufgelistet:

1905 Anmeldung Handel mit Seife und Seifenpulver

1906 Anmeldung Handel mit künstlichem Mineral- und Sodawasser - 1907 wieder abgemeldet.

1910 Anmeldung Handel mit Tafelsenf und russischem Tee in kleinem Maßstab

1911 Anmeldung Handel mit Kerzen in geringem Umfang

Danach erfolgte offensichtlich keine Anmeldung mehr. Benno Landau erkrankte und verbrachte viele Jahre in einem Sanatorium in Köln, wo er am 07. November 1938 verstarb. Er liegt dort begraben. Seine Frau Iska war schon vor ihm am 16. Juni 1936 in Lodz gestorben und ist dort begraben worden. Wir wissen bis heute nicht genau, wie lange die Familie Landau in Gunzenhausen gelebt hat. 1923 waren sie noch hier, da in diesem Jahr ihr Sohn Max die Realschule  abgeschlossen hat.

Max Landau besuchte die Realschule in Gunzenhausen. Sie führte damals von der fünften bis zur zehnten Jahrgangsstufe und schloss mit der mittleren Reife ab. Er war offensichtlich ein sehr guter Schüler, wie die Zeugnisse beweisen, die wir von seinem Sohn Julian Landau erhalten haben.

Absolvia 1923 der Realschule. Der sechste Absolvent von links ist Max Landau
Absolvia 1923 der Realschule. Der sechste Absolvent von links ist Max Landau © Julian Landau

Laut Auskunft seines Sohnes Ronald emigrierte Max 1929 in die USA um Geld für seine Heirat zu verdienen.

Am 19.08.1930 heiratete Max Landau in einer  Münchner Synagoge Mirjam Kraus.

Einladung zur Trauungsfeier von Mirjam und Max Landau © Julian Landau
Einladung zur Trauungsfeier von Mirjam und Max Landau © Julian Landau

Das Ehepaar wanderte nach der Hochzeit 1930 in die USA aus. Es hatte vier Kinder:

  • Ronald Wolf * 26.08.1932
  • Julian Jacob * 04.05.1935
  • Sidney Nethanel * 21.06.1939
  • Irene Sandra * 30.04.1944

Informationen und Fotos über die Familie von Max und Mirjam Landau sandten uns freundlicherweise die Söhne Ronald und Julian im März 2004 per E-Mail. Ronald lebt heute in den USA, Julian in Israel.

1985 besuchte Max Landau mit seiner zweiten Frau Gunzenhausen. Die Tageszeitung berichtete darüber. Dieser Artikel aus dem Altmühl-Boten wurde uns von Julian Landau aus Israel zugesandt.

Altmühlstadt ist immer noch eine Reise wert

Max Landau aus New York besuchte seinen Geburtsort - Mit dem Schulfreund Erinnerungen ausgetauscht

Seiner Geburtsstadt Gunzenhausen stattete Max Landau aus New York einen Besuch ab. Der 79jährige Wahl-Amerikaner legte zusammen mit seiner Frau Martha auf der Rückreise von seinem Urlaub bei seinem Bruder in Israel in der Altmühlstadt einen kurzen Stopp ein. Natürlich besuchte der rüstige Rentner auch seinen Schulkameraden Hermann Geißelmeier. Beide ließen anhand einiger Fotos aus früheren Tagen die gemeinsam verbrachte Kindheit und Jugend Revue passieren.

An allzu viel kann sich Max Landau aber nicht erinnern. Das, was er von seiner Kindheit noch weiß, stammt zumeist aus den Erzählungen seiner verstorbenen Eltern. Geboren wurde er in der Nähe des Färberturms, nur weiß er heute nicht mehr genau wo. Nur noch, dass seine Eltern Benno und Iska Landau ein kleines Lebensmittelgeschäft dort hatten.

Als er vier Jahre alt war, zog die achtköpfige Familie in die ehemalige Eisenbahngaststätte an der heutigen Ansbacher Straße. Als er seinem früheren Wohnsitz einen Besuch abstattete, konnte Max Landau gar nicht glauben, dass seine Eltern und seine fünf Geschwister in so engen und kleinen Räumen leben konnten. Überhaupt, so meinte Max Landau, könnte er heute in Gunzenhausen sowieso nicht mehr wohnen. Er empfindet die Stadt, die heute dreimal so groß wie damals ist, als viel zu klein und zu provinziell.

In seiner Kindheit war für ihn Gunzenhausen jedoch eine Großstadt. Auf jeden Fall im Verhältnis zu den kleinen Dörfern, die er zusammen mit seinem Vater bewanderte. Schließlich konnte die Familie vom Lebensmittelverkauf in der Stadt allein nicht leben. Er besuchte die jüdische Volksschule neben der Synagoge. Mit Erschrecken musste er feststellen, dass beide aus dem heutigen Stadtbild verschwunden sind. An deren Stelle befindet sich jetzt die neue Tiefgarage - "ein gelungenes Bauwerk".

Nach der Realschule begann der inzwischen 79jährige eine Lehre in einem Schrottverwertungsbetrieb in Nürnberg. Als ihn dieser Job nicht mehr befriedigte, stieg er in den Weinhandel ein. Sein Erfolg war so groß, dass er in München eine feste Anstellung bekam. Im Jahre 1930 heiratete er seine inzwischen verstorbene erste Frau Miriam.

Mit der Machtübernahme der Nazis wanderte Max Landau über Frankreich in die Vereinigten Staaten aus. "Ich wusste, was den Juden bevorsteht."

An der Ostküste schlug er sich anfangs mehr schlecht als recht durchs Leben. Zuerst verkaufte er Käse aus Emmental, später Butter aus Lettland. Bei Letzterem konnte er große Erfolge vorweisen, so dass er als Generalvertreter der lettländischen Regierung engagiert wurde. Es dauerte dann etliche Jahre ehe der Butterberg zerschmolzen war und Max Landau einen neuen Tätigkeitsbereich suchte.

In den 50er und 60er Jahren handelte er mit Uhren, heute nun importiert er Goldketten. Dass sich dieses Geschäft, das er schon jahrelang betreibt, lohnt, demonstriert sein Haus mit 14 Zimmern und zwei Verandas mitten im Herzen von New York: Brooklyn!

Während der Schilderung seines Lebenslaufes fielen dem redseligen Deutschamerikaner immer neue Geschichten ein. So erinnert er sich noch heute daran, dass er als Acht - oder Neunjähriger jede Woche das Rätsel im Altmühl-Boten gelöst hat. "Wenn Sie's nicht glauben, sehen Sie im Archiv nach. Fast jede Woche stand mein Name in der Zeitung. Eng verbunden fühlt er sich auch seinem Freund Hermann Geißelmeier. Beide kamen richtig ins Schwärmen, wenn sie an ihre Jugendstreiche dachten, die natürlich in der Darstellung etwas voneinander abwichen.

Übereinstimmend erzählten beide aber, wie sie während des Ersten Weltkrieges mit einer Kanone Flugblätter verschießen durften. Denn wer in der Schule gut war, durfte als Belohnung auf einer Wiese mit einer Kanone aktuelle Flugblätter mit Nachrichten von der Front "verpulvern": "Ein Heidenspaß".

Der Vater von vier Kindern besuchte mit seiner Frau in der Altmühlstadt auch das Rathaus. Unterwegs versuchte er sich ein Bild davon zu machen, wo was früher gewesen war. Es gelang ihm nicht, denn in den letzten fünfzig Jahren hat sich in Gunzenhausen sehr viel verändert.

Inzwischen haben uns Nachkommen von Max Landau besucht.

2021 kam der Urenkel Max Roberts aus New York zusammen mit seiner Frau. Er studiert und möchte Rabbiner werden. Zurzeit verbringt er ein Jahr in München, damit seine deutsche Frau Hannah hier ihr Medizinstudium beenden kann.

 

 

 

 

 

Im Jahr 2022 kam Max Landaus Sohn, Dr. Ronald Landau, zusammen mit Tochter Dr. Jaclyn Roberts und Enkelsohn Hillel nach Gunzenhausen. Sie besuchten hier die Orte, die für ihre Vorfahren von Bedeutung gewesen sind.