Dr. Max Kellermann
Ella Ilse und Dr. Max Kellermann
Die Fotos sind dem 'Gedenkbuch für die jüdischen Bürger Bambergs' entnommen, das es inzwischen auch als Internetausgabe gibt.
Dr. Max Kellermann, geboren am 28.09.1874 in Gunzenhausen, wuchs dort in dem schönen Sandsteinhaus am Marktplatz 40 mit seinen beiden Brüdern Max und Seligmann Kellermann auf.
Als promovierter Augenarzt zog er nach Bamberg und erhielt am 17.02.1911 das Bürgerrecht.
Dort heiratete er Ella Ilse Dessauer, geb. am 17. Juni 1887 als Tochter des Hopfenhändlers Emil Dessauer und dessen Frau Hannchen, geb.Kronacher.
Das Ehepaar hatte einen Sohn:
Hans Rudi Kellermann, geboren am 27.12.1911 in Bamberg.
Die Familie wohnte anfangs in der Hainstraße. In diesem Viertel standen einige hochherrschaftliche Villen der Dessauer Familien, von denen es in Bamberg mehrere gab. Bemerkenswert ist die heute noch so genannte Villa Dessauer in der Hainstraße Nr. 4a, in der sich seit 1987 die 'Stadtgalerie Bamberg' befindet.
Max Kellermann wohnte mit seiner Familie seit 1911 direkt neben der Villa Dessauer in der Hainstraße 4, wie aus den Adressbüchern bis 1937 feststellbar ist.
1938 ist als Wohnort „Adolf-Hitler-Straße 35“, heute Lange Straße 35, angegeben.
Vor dem Haus in der Hainstraße 4 sind im Gehweg drei Stolpersteine zum Gedenken an die Familie Kellermann verlegt worden.
Dr. Zink vom Stadtarchiv Bamberg teilte uns mit, dass Dr. Kellermann schon 1910 die Augenklinik des verstorbenen Dr. Hans Burger in Bamberg am Grünen Markt 20 übernommen hatte. Aus dem Hausbogen zu diesem Haus ist ersichtlich, dass er diese Klinik bis zum 27. Juni 1937 betrieben hat, obwohl ihm schon 1933 die Zulassung als Kassenarzt entzogen worden war.
Das "Gedenkbuch der jüdischen Bürger Bambergs. Opfer des nationalsozialistischen Terrors 1933 bis 1945, hrsg. von Antje Yael Deusel und Ortwin Beisbart, Bamberg 2008“, S. 198 ff. gibt hingegen an, dass er nur bis 1936 Inhaber der Klinik war.
Weiter steht dort, dass ab 1938, nach dem endgültigen Berufsverbot für Dr. Max Kellermann, die Familie völlig verarmt ist und von der Israelitischen Kultusgemeinde unterstützt werden musste. Am Tag nach dem Novemberpogrom wurde Max Kellermann am 10. November 1938 zunächst festgenommen und in das Landgerichtsgefängnis Bamberg eingeliefert, dann aber wieder entlassen.
Der Sohn Rudi arbeitete als kaufmännischer Vertreter und wurde lt. Gedenkbuch ab Mai 1940 dem Tiefbauamt der Stadt Bamberg als Zwangsarbeiter zugewiesen. Noch 1938 war er als Kellner in Frankfurt/Main und Nürnberg tätig gewesen.
Am 27. November 1941 wurde die ganze Familie Kellermann von Bamberg aus nach Riga - Jungfernhof deportiert, wo sie am 02. Dezember noch nachweisbar sind. Einem Rückerstattungsantrag von 1959 ist zu entnehmen, dass die beiden Eltern und ihr Sohn im Lager umgebracht worden sind.