Der jüdische Friedhof von Gunzenhausen

Friedhof um 1935
Friedhof um 1935
Friedhof 2004
Friedhof 2004

Friedhof 2021    © Stefan Mages

Es existieren nur sehr wenige Quellen über das Friedhofswesen der jüdischen Bürger Gunzenhausens. Wir studierten unter anderem die Facharbeit von Johanna Schönborn, die diese 1992 im Leistungskurs Geschichte/Sozialkunde am Simon-Marius-Gymnasium von Gunzenhausen angefertigt hat. Aus ihr übernahmen wir anfangs einige Passagen. Aber auch im Stadtarchiv wurden wir fündig und die Nachkommen der Familie Theilheimer unterstützten uns. Sie schickten u.a. Fotos, die ihre Eltern vor der Ausreise in die USA von einigen Gräbern gemacht hatten.

Der Theologe und Historiker Dr. Hahn von Alemannia Judaica, der  „Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung der jüdischen Geschichte im süddeutschen und angrenzenden Raum", sandte uns einen Zeitungsartikel über den jüdischen Friedhof Gunzenhausens aus dem Jahr 1930 zu. Unter www.alemannia-judaica.de ist übrigens viel über die jüdische Geschichte Süddeutschlands zu finden.

Johanna Schönborn schrieb:

Die jüdische Gemeinde Gunzenhausens galt als „zahlreich und wohlhabend“ und es war dies wohl „einer der bedeutendsten Judenorte“ Einen ersten Hinweis gibt der Jahresbericht des historischen Vereins für Mittelfranken für das Jahr 1830, der  besagt, dass der Leichenhof der Judenschaft sich durch die Judeninstruktionen von 1374 fortan in Gunzenhausen befände, „und es heißt die Stätte, wo er gelegen war, bis zur Stunde Judenkirchhof.“  Dieser lag außerhalb der historischen Stadt, auf der nördlichen Seite der heutigen Nürnberger Straße. Heute ist dieser Ort bebaut und nicht mehr genau lokalisierbar.

Unter den Ansbacher Markgrafen Casimir und Georg (1515 – 1527 und 1543) begann eine scharf betriebene Abschiebung von Juden aus dem Fürstentum, dem 1539 in Ansbach abgehaltenen Landtag zufolge auch in Gunzenhausen. Auch Georg Friedrich der Fromme wies 1561 die noch verbliebenen jüdischen Bewohner des Fürstentums Ansbach aus („Judensachen“ der Registratur des Magistraten Ansbach, Bd. 5, fol. 1).

Demzufolge waren die verbliebenen jüdischen Bürger gezwungen, ihre Toten in Bechhofen beerdigen zu lassen. Der erste Grabstein eines Gunzenhäusers dort muss wohl aus dem Jahr 1607 stammen und wurde für die Familie David Brädel erstellt. Es lassen sich jedoch keine genauen Angaben machen, da die Quellen sich häufig widersprechen.

Nachdem die jüdische Gemeinde wieder mehr Rechte zugesprochen bekommen hatte, bemühte sie sich um einen neuen Ort für ihren Friedhof. Wie überall musste auch die hiesige Gemeinde sich mit einem Platz weit außerhalb des damaligen Stadtkerns zufrieden geben...

Mit Glaubensgenossen aus den Nachbardörfern Altenmuhr, Cronheim, Heidenheim und Markt Berolzheim zusammen erwarb die Judengemeinde das jetzige Grundstück und legte einen eigenen Friedhof an. Die Einweihung erfolgte durch den Distriktrabbiner aus Ansbach am 26. August 1875: „Zu diesen Zwecken versammelte sich die jüdische Gemeinde früh um 7 Uhr  vor der alten Synagoge und schritt nach dem Morgengottesdienst paarweise zu der neuen Begräbnisstätte. Diese wurde nach dem Gebet von dem Zuge dreimal umschritten und dann feierlich eingeweiht. Am Tage der Einweihung musste von der Judenschaft bis zur Mittagsstunde gefastet werden“ (Stadtkämmerer Maurer).

Die Webseite "Geschlossene und verwaiste Friedhöfe in Bayern" des Landesverbandes der israelitischen Kultusgemeinden in Bayern gibt einen Überblick über die Geschichte unseres Friedhofes. Er liegt am Rand des Burgstallwaldes und ist etwa 3000 Quadratmeter groß. 

Das Bauunternehmen Frosch aus Gunzenhausen erstellte das Taharah-Haus und den dazugehörigen Betraum. In diesen Räumen wurde der Tote gereinigt, vorbereitet und bewacht bis zur Beerdigung, die möglichst noch am Sterbetag erfolgen sollte. Am Grab wird die ‚Hesped’ gehalten, die Grabrede. Die Familie Theilheimer hat uns die Grabreden für ihre Eltern zugesandt. Eine davon ist hier nachzulesen.

Eine große Bedeutung hat in der jüdischen Religion der Grabstein. Da es in Gunzenhausen keinen jüdischen Steinmetz gab, wurde häufig Heinrich Fuchs mit der Anfertigung beauftragt. Er  war ein christlicher Steinmetz, der die hebräische Schrift gelernt hatte, damit er die oft auch hier gewünschten Schriftzeichen in die Steine meißeln konnte.

Auf dem Foto (©Stadtarchiv) sieht man ihn in seiner Werkstatt neben dem Grabstein von Jakob Rosenfelder (1825-1901) stehend. Dieser Grabstein ist bei der Schändung des Friedhofes im November 1938 zerstört worden und deshalb dort heute nicht mehr zu sehen.

Grabsteine sind oft mit Symbolen versehen, die auf die Bedeutung des Toten im Leben hinweisen. Leider findet man auf dem Friedhof in Gunzenhausen kaum eines der bekannten Symbole wie zum Beispiel die segnenden Hände oder das Schofar.

Friedhof 1938
Friedhof 1938 Quelle: Stadtarchiv Gunzenhausen

Der Grund dafür ist wohl, dass kein Rabbi hier begraben liegt, beziehungsweise dass kein Grabstein dieser Art mehr erhalten ist, denn schon im Dezember 1929 war es zu einer Schändung  gekommen. 18 Grabsteine wurden umgeworfen bzw. zertrümmert.

Dazu hat uns Herr Dr. Hahn einen Zeitungsartikel aus dem Jahr 1930 zugesandt. Nicht nur im Altmühl Boten wurde darüber berichtet, sondern auch in der überregionalen jüdischen Central-Verein-Zeitung.

Damals setzte die jüdische Gemeinde eine Belohnung von 500 RM aus, aber auch die Stadt wollte 100 RM für die Ergreifung der Täter bezahlen.

Doch die Suche nach den Schuldigen blieb ohne Erfolg, obwohl jeder wusste, in welchem Lager die Schuldigen zu finden wären.

1938 wurde der Friedhof in Gunzenhausen wiederum Opfer der Nationalsozialisten, die ihn in der Reichspogromnacht größtenteils zerstörten, die Grabsteine zerschlugen und teilweise wegschafften.

Niemand wagte es zu diesem Zeitpunkt mehr, eine Belohnung für die Ermittlung der Täter auszusetzen.

In diesen drei Gräbern vorne links, die heute leider auch nicht mehr auffindbar sind, liegen die Opfer des Pogroms vom 25. März 1934 begraben: Max Rosenau, Jakob Rosenfelder und Simon Strauß.
Das Bild wurde 1935 von den Kindern der Familie Theilheimer aufgenommen.

Die Schändung von Grabsteinen und Gräbern ist immer eine unverzeihliche Störung der Totenruhe. Diese Untaten treffen jüdische Gläubige jedoch ganz besonders, da ihnen ihr Friedhof als ‚Haus der Ewigkeit’ gilt, in dem die Toten für immer ungestört ruhen sollen.

Er ist der Ort ewiger Ruhe bis zum Ende der Zeiten und Stätte der zeitlosen und innigen Verbundenheit der Juden mit ihrer Tradition und Geschichte, wie Renate Khoschlessan in ihrer Geschichte über jüdische Friedhöfe schreibt. Jüdische Friedhöfe sind aber keine traurigen Orte, darum werden sie in der hebräischen Sprache auch „Haus des Lebens“ oder „Haus der Ewigkeit“ genannt. Die Toten werden geehrt als lebend Gewesene, die durch eine unsterbliche Seele nicht aufhören zu existieren, also ewig leben. Im Jiddischen, der Sprache der osteuropäischen Juden, bezeichnet man den Friedhof als „den guten Ort“.

Jede Störung der Totenruhe beeinflusst auch die unsterbliche Seele, da der Körper im Grab mit dem Jenseits verbunden bleibt. Das Grab gehört rechtlich dem Toten allein, es ist unverkäuflich für alle Zeit. Es ist ein ehrenvoller Versammlungsort für die Lebenden, der Erinnerung und des Gebetes. Nicht mehr benutzte jüdische Friedhöfe bleiben weiter in dieser Funktion, deshalb ist es in diesem Zusammenhang nicht  ganz korrekt, von ehemaligen jüdischen Friedhöfen zu sprechen.

So kann der Grabstein nach und nach völlig in der Erde versinken. Anders als bei christlichen Friedhöfen wird an dieser Stelle nie mehr ein anderer Mensch begraben werden. Angehörige besuchen regelmäßig die Gräber und hinterlassen dabei einen Stein als Zeichen der Verehrung und des Gedenkens. Bei bedeutenden Rabbinern wird oft unter den Stein noch ein Quittel (Zettel) gelegt, auf dem Wünsche notiert sind, die der selige Rabbi an höchster Stelle Gott vortragen soll.

Oben links sind die Gräber der Eltern Theilheimer zu sehen. Beide Steine sind zerstört worden, nur die Texttafel vom Grab der Mutter ist noch erhalten. Man hat sie nach dem Dritten Reich in die Friedhofsmauer eingefügt.

Viele Ruhestätten sind nicht mehr auffindbar.  Zwar wurden nach dem Krieg die noch vorhandenen Steine wieder aufgestellt und einzelne Grabplatten in die ringsum laufende Friedhofsmauer eingefügt, doch die Angehörigen, die immer wieder den Friedhof besuchen, können die Original - Gräber oft kaum mehr finden.

Deshalb wurden nach dem Krieg vereinzelt neue Steine aufgestellt, um das Gedenken an die Verstorbenen zu bewahren.

Heute sind auf dem Friedhof noch knapp 50 Steine erhalten. Viele davon sind allerdings schon verwittert und die Inschrift ist nicht mehr lesbar.

Die Israelitische Kultusgemeinde übergab 1963 den Betreuern des Friedhofs ein Buch, in das sich alle jüdischen Besucher eintragen sollten. Es liegt im Stadtarchiv für Gäste bereit.

Das Buch beginnt mit folgendem Text:
Der aus Gunzenhausen stammende Konditoreibesitzer Ludwig Waldmann, jetzt in Herzlia in Israel ansässig, der vor kurzem mehrere Tage in seiner Vaterstadt weilte, hat auch dem jüdischen Friedhof einen Besuch abgestattet, auf dem seine Eltern begraben liegen, deren Gräber jedoch eingeebnet sind.

Waldmann hat nun eine Art ‚Gästebuch’ angeschafft, das beim Friedhofswärter aufliegt. Alle Glieder der früheren israelitischen Kultusgemeinde Gunzenhausen, die dem Friedhof einen Besuch abstatten, sollen in dieses Buch Name und Anschrift eintragen, damit nach Möglichkeit wieder eine Kontaktaufnahme erfolgen kann. Der erste Eintrag ist von Ludwig Waldmann.

Es haben sich leider nicht alle Besucher eingetragen, da von der Existenz des Buches nicht jeder wusste.

Wir haben die noch gut erhaltenen Grabsteine einzeln fotografiert und die Namen dazu geschrieben, soweit wir sie noch lesen konnten.

Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof in Gunzenhausen

Eingangstor des Friedhofs Ida Blumenthal, geb. Frank
* 12. Juni 1849 + 26. Nov. 1912
Gunzenhausen, Hensoltstraße 27
Rosa Epstein, geb. Burger
geboren in Eichstetten
* 12. Februar 1846 + Januar 1936
Jette Eisen
1839 - 1920
Gunzenhausen, Auergasse 1
Mathilde Fleischmann
* 17. Jan. 1869 + 16. Aug. 1924
Altenmuhr
Philipp Fleischmann
* 21. Nov. 1849 + 22. Nov. 1919
Altenmuhr
Therese Gerst
* 02. Jan. 1830 + 02. Jun. 1906
Gunzenhausen
Rückseite des Steines von Therese Gerst
mit der Aufschrift:
INSTANDGESETZT 1948
VON VERFOLGTEN DES
DRITTEN REICHES
Johanna Guggenheimer
1876 - 1924
Gunzenhausen, Gerberstraße 13
Salomon Guggenheimer
* 28. Feb. 1870 + 09. Dez. 1918
Gunzenhausen, Gerberstraße 13
Dr. Sally Gutmann
1885 - 1921
Gunzenhausen, Sichlingerstraße 1
München
Elias Gutmann
* 13. Apr. 1841 + 12. Nov. 1910
Gunzenhausen, Burgstallstraße 5
Albert Hellmann
* 17. Nov. 1864 + 06. Feb. 1929
Gunzenhausen, Kirchenstraße 13
Fanny Hellmann, geb. Brandeis
1866 - 1921
Gunzenhausen, Kirchenstraße 13
Berta Hellmann, geb. Lauchheimer
* 1. Juli1878 + 16. Juli 1938
und Ehemann
Hermann Hellmann
* 9. Aug. 1876 + 24. Juni 1930
Gunzenhausen, Kirchenstraße 13
Salomon Hellmann
* 31. Okt. 1861 + 30. Nov. 1921
Gunzenhausen, Bahnhofstraße 15
Moritz Joelsohn
* 30. Mai 1865 + 8. Jan. 1929
Gunzenhausen, Waagstraße 2
unbekanntes Grab mit hebräischer
Inschrift
Samuel Lauchheimer
* 13. Jan. 1846
Gunzenhausen, Kirchenstraße 11
Sarah Lauchheimer
* 1850
Gunzenhausen, Kirchenstraße 11
Julie Lehmann
* 3. Juli 1850 + 15. Sept. 1917
Gunzenhausen, Burgstallstraße 7
Elias Lehmeier
1844 - 1922
Gunzenhausen, Gerberstraße 3
Gerda Lehmeier
* 29. April 1903 + 11. Aug. 1925
Gunzenhausen, Gartenstraße 8
Moses Marx
* 3. Nov. 1859 + 14. Jun. 1930
Emilie Marx
+ 18. Nov. 1919
Bertha Neuburger
* 26. Dez. 1863 + 17. Feb. 1924
Heidenheim
Amson Neuburger
* 14. Mai 1858 + 29. Feb. 1936
Thekla Richard
*25. Mai 1882 + 31. Dez. 1935
Altenmuhr
Inschrift:
Unsere Großeltern
Simson und Zilli Richard
Moses und Therese Fleischmann
sind auch in diesem Friedhof begraben
Rosa Rosenau
28. Jul. 1834 + 11. Jun. 1905
Gunzenhausen, Burgstallstraße 7
Gedenkstele unbeschriftet
Nathan Rosenfelder
* 21. Jun. 1868 + 27. Aug. 1923
Babette Rosenfelder
* 25. Mär. 1869 + 28. Oktober 1929
Gunzenhausen, Bahnhofstraße 12
Hermann Rosenfelder
* 10.12.1899 + 15.11.1923
Gunzenhausen, Bahnhofstraße 12
Gabriel Theilheimer
* 16. Feb. 1841 + 17. Apr. 1925
Gunzenhausen, Spitalstraße 9
Rosa Theilheimer, geb. Waldmann
* 26. Dez.1869 + 08. Sep. 1929
Gunzenhausen, Brunnenstraße 15
Jakob Thormann
* 20. Juni 1846 + 15. Aug. 1918
Altenmuhr
Inschrift.
Nicht ihr Leichenstein,
Ihr Leben kann ein Denkmal sein
Lina Weinmann, geb. Rosenfelder
* 26. Dez. 1894 + 26. Juli 1929
Gunzenhausen, Luitpoldstraße 1
Unbekanntes Kindergrab Unbekanntes Kindergrab
Unbekanntes Kindergrab Unbekanntes Grab mit verwitterter
Inschrift
Unbekanntes Grab Gedenkstein ohne Inschrift
Grabstein an der Friedhofsmauer
mit unleserlicher Inschrift
Unbekanntes Grab mit hebräischer
Inschrift
Unbekanntes Grab mit hebräischer
Inschrift
Flora Rueck
*5.7.1882 +20.3.1920
Witwe des
prakt. Arztes Dr. D. Rueck
Grabstein mit hebräischer Inschrift Leopold Seeberger
* 15. Nov. 1900 + 28. Sept.1922
Burgstallstraße 9
Musikschüler in Würzburg

Forschungsergebnisse von Stadtarchivar Werner Mühlhäußer

Der Stadtarchivar Werner Mühlhäußer widmet sich seit einiger Zeit der Erforschung der Geschichte der beiden jüdischen Friedhöfe in Gunzenhausen. Der erste existierte vom Mittelalter bis zur Zerstörung in den 1560er Jahren in der Nürnberger Straße. Es gibt relativ wenige historische Dokumente darüber.

Der Ausgangspunkt für den zweiten jüdischen Friedhof, der 1875 in der Leonhardsruhstraße erbaut wurde, ist anders. Mühlhäußer fand dazu bedeutendes Aktenmaterial im Stadtarchiv Gunzenhausen, im Nürnberger Staatsarchiv, im Archiv des Vereins Jüdischer Religionsgemeinschaften in Bayern in München und im Zentralarchiv für die Geschichte des jüdischen Volkes Jerusalem.

Er legte einen besonderen Schwerpunkt seiner Forschung auf die Bestimmung der auf dem Friedhof begrabenen Personen. Nach der Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus Gunzenhausen entweihten die lokalen nationalsozialistischen Herrscher das Friedhofsgelände massiv. Die Grabdenkmäler wurden entfernt und an verschiedene Steinmetzfirmen verkauft, und das Gebiet wurde teilweise für die Landwirtschaft oder als Kriegsgefangenenlager genutzt. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs erinnerte fast nichts an seine ursprüngliche Verwendung.

Bereits im Juli 1945 ordnete die lokale amerikanische Militärregierung die sofortige Wiederherstellung des israelitischen Friedhofs an. Es konnte jedoch nur ein Bruchteil der verkauften Grabsteine ​​gesichert werden.

Infolgedessen verschwanden das Wissen und die Erinnerung an die auf dem Friedhof begrabenen Menschen und die ewige Ruhezeit der Toten auf dem Friedhof, die fest im jüdischen Glauben verankert ist, wurde erheblich verletzt.

Werner Mühlhäußer konnte fast 300 Personen namentlich identifizieren, von denen die meisten aus Gunzenhausen, aber auch aus Heidenheim oder Altenmuhr stammten und auf dem jüdischen Friedhof von Gunzenhausen ihre letzte Ruhestätte fanden. So ist es möglich, sie der Vergessenheit zu entreißen.

Es ist geplant, die Ergebnisse dieser Forschung zusammen mit kurzen Biografien des Verstorbenen sowie zahlreichen Abbildungen historischer Dokumente und Fotografien zu veröffentlichen.

Außerdem könnte im Eingangsbereich des jüdischen Friedhofs eine Gedenktafel mit den Namen der Bestatteten angebracht werden. Nachkommen der ehemaligen jüdischen Einwohner von Gunzenhausen, die heute auf der ganzen Welt verstreut leben, besuchen häufig den Herkunftsort ihrer Vorfahren, finden aber selten einen Grabstein ihrer Verwandten auf dem Friedhof.

Gedankenbuch und Tafel könnten weitere Mosaikstücke der lokalen Kultur der Erinnerung und Beziehung darstellen, die in den letzten Jahren zwischen Gunzenhausen und den Nachkommen seiner vertriebenen jüdischen Mitbürger erfolgreich gepflegt wurde.