Familie Wilhelm Frank

Der Bankier Wilhelm Frank, Sohn von Lehrer Hermann Frank und seiner Frau Marianne Brand, war der Bauherr des Hauses Nürnberger Straße 5.

Wilhelm Frank wurde am 24.12.1852 in Demmelsdorf geboren. Die Familie zog mit ihren vier Kindern vermutlich zwischen 1854 und 1855 nach Gunzenhausen, da der Vater hier als Lehrer an der jüdischen Volksschule ab 1855 unterrichtete. Die Kinder waren:

Ida * 12.06.1849 in Demmelsdorf
Heinrich * 23.11.1851 in Demmelsdorf
Wilhelm * 24.12.1852 in Demmelsdorf
Gertrud * 31.08.1854 in Demmelsdorf

Anscheinend blieb die Familie in der Stadt, denn alle vier Kinder verheirateten sich hier und gründeten Geschäfte:

Anzeige vom 22.06.1880 im "Gunzenhauser Anzeigeblatt"
Anzeige vom 22.06.1880 im "Gunzenhauser Anzeigeblatt"
Bahnhofstraße 13, Chinarestaurant, heute Engel-Stuben
Bahnhofstraße 13, Chinarestaurant, heute Engel-Stuben

Um 1880 verlegte er das Bankgeschäft in das von ihm erbaute Anwesen Nürnberger Straße 5.

Nürnberger Straße um 1910, zweites Haus von links ist das Bankhaus Frank
Nürnberger Straße um 1910, zweites Haus von links ist das Bankhaus Frank

1881 heiratete er die am 28.10.1862 in Feuchtwangen geborene Dina Stern. Mit ihr hatte er ein Kind.

  • Albert * 02.12.1882 in Gunzenhausen + 09.11.1922 in München

Albert erlangt am 16.10.1908 das Bürgerrecht der Stadt Gunzenhausen. Er leitet ab 1908 die örtliche Filiale der Bayerischen Handelsbank als Nachfolger seines Vaters, bis er nach wenigen Jahren in das Börsenbüro der Zentrale nach München versetzt wird, um diese ebenfalls nach kurzer Zeit zu leiten.

Am 24.12.1908 heiratet Albert Selma Rosenfeld, die am 03.08.1887 in Crailsheim geboren worden war. Das Ehepaar hat zwei Kinder:

Johanna * 07.10.1913 in Gunzenhausen
Julie * 26.01.1919 in München

Am Geburtsort der Tochter Julie kann man erkennen, dass die Familie vor 1919 nach München verzogen ist, da Albert hier als Chef des Börsenbüros der Handelsbank arbeitet.

Nach dem frühen Tod von Albert im Jahr 1922 bleibt Frau Selma Frank in München.

1937 musste sie im Zuge der Arisierung das Bankhaus in der Nürnberger Straße 5 an die Bayerische Vereinsbank verkaufen. Noch um 1939 lebte sie mit ihren Töchtern in München.

Die beiden Töchter Johanna und Julie emigrierten am 15.12.1940 zusammen in die USA. Über das weitere Schicksal der Mutter erfuhren wir leider nichts mehr.

Nach dem Wegzug des Bankdirektors Albert Frank wurde Herr Merk sein Nachfolger. Er wohnte im 2. Stock des Hauses. Bei dessen Familie arbeitete Frau Federschmidt als Hausangestellte. Sie berichtete uns über die Ereignisse am 24. März 1934, die sich im gegenüberliegenden Haus Nürnberger Straße 4 ereigneten. Auch in den Garten des Hauses Bahnhofstraße 12 hatte sie Einblick und erinnert sich noch heute an die schrecklichen Schreie Fanny Rosenfelders, als man ihren Bruder an diesem Sonntag erhängt aufgefunden hatte.

Der zweite Bankchef war Josef Wolfromm, der Sohn von Wilhelm Franks Schwester Gertrud Frank.

Die Käse-Großhandlung in der Ansbacher Straße 4 erbte eine Nichte, nämlich Sophia, die Tochter von Ida Frank. Ihr Mann war Heinrich Neumann.

Johanna und Julie Frank sind am 15.12.1940 nach St. Louis emigriert. Diese Information hat das Archiv Gunzenhausen am 03.11.2000 vom Stadtarchiv München erhalten.

Da Fredi Dottenheimer aus der Burgstallstraße auch nach St. Louis emigriert ist, fragten wir seinen Sohn Steven und seine Tochter Faye, ob sie diese beiden Damen kennen. Wir schrieben ihnen eine Mail und erhielten am 07.12.2005 diese Antwort:

Hi, I spoke to my brother and neither one of us ever heard our father discuss Johanna or Julie Frank. We looked in the St. Louis directory and it seems neither one is alive or possibly they moved to another city. If we can help in any other way, don't hesitate to ask. We're hoping to be in Germany again next October and look forward to meeting you then.
Faye